Montag, 9. September 2013

Ein Nachtrag ...

... und jetzt mal für eine Weile der letzte Eintrag zum Thema Anglizismen: eben finde ich auf Twitter diesen Spruch von dem von mir geschätzten @Schisslaweng:
Ich mag diesen Funkeln (sic) in den Augen meines Chefs, wenn ich nach seinem 12. "Pehpohl" mit richtiger Aussprache klugscheiße.

Damit hat er genau das auf den Punkt gebracht, was ich in meinem letzten längeren Eintrag an dieser Stelle geschrieben habe: es geht in dieser ganzen Debatte um ein soziales Thema.

Nicht selten ist es die weltgewandte Elite, oder die, die sich dafür halten, die sich mokieren, wenn jemand "Frohtzen Jokurt" sagt (hab ich auch aus Twitter, weiß aber nicht mehr, von wem). Man kriegt einen kleinen Kick daraus, sich schlauer zu fühlen als Andere, und wenn es dann auch noch der Chef ist, dann wird der kleine Kick auch gleich zu einem Triumph eines Unterdrückten, dessen man sich bestimmt weniger zu schämen brauchtt als des elitären Überlegenheitsgefühls über jemanden, der/die eben nicht genug Englisch kann. Letzteres riecht auch gleich so nach Besserwisserei, die ja nicht umsonst unter den beliebtesten deutschen Untugenden ihren festen Platz hat. 

@Schisslaweng sagt es selbst - "wenn ich ... klugscheiße" 

Und dennoch - er hat ja Recht. Ich habe in diesem Zusammenhang immer betont, dass es mir bei den Anglizsmen im Deutschen wirklich nur um die Ästhetik geht. Abgesehen von den Konjugationsformen englischer Worte, die nie dafür gedacht waren, konjugiert zu werden, ist es vor allem die Aussprache englischer Wörter durch des Englischen nicht ausreichend kundige Deutsche, die mir die Schauer den Rücken runter treibt. 

Warum die Deutschen nicht ausreichend Englisch können, das ist eine andere Frage, die man auch einmal erörtern sollte.



 


 

Donnerstag, 5. September 2013

Lasst mir bloß Herrn Thierse in Ruhe!





Diese Sätze fand ich grade in einer Timeline:



Auch mir ist es bei Twitter schon passiert, dass ich gerügt wurde, weil ich jemanden nicht duzte. Duzen sei Netz-Etikette, oder abgekürzt Netikette.  Gehts eigentlich noch?

Es hat sich anscheinend bei Einigen, die sich gern als Netz-Aktivisten bezeichnen, noch nicht herumgesprochen, dass das Netz schon lange nicht mehr das Parallel-Universum der jüngeren Generation ist, das es einmal war.

Es ist ein universales Medium, und es ist inzwischen zum Abbild der Gesellschaft geworden - es finden sich dort Site an Site Kommerz und Idealismus, religiöser Wahn und Aufklärung, Nazis und Antifaschisten, und eben auch Menschen, die sich nicht gleich mit Jedem duzen wollen, mit solchen, die meinen, im Netz gehöre es zum guten Ton, Alle zu duzen.

Wenn man in der realen Welt als älterer Mensch mit Jüngeren zusammenkommt, wird Duzen ganz schnell als Anbiederei interpretiert - die wahren da sehr gerne Abstand. Nicht geduzt werden zu wollen - und damit sein Gegenüber auch nicht duzen zu wollen -  hat also bestimmt nichts damit zu tun, ob jemand "offen" oder gar "entspannt" ist - es hat in diesem Fall vielleicht damit zu tun, dass dieser Jemand, Wolfgang Thiese, eine öffentliche Person ist und als solche gern ein bisschen Abstand zum Rest der Welt hält. 

Es ist doch eine zweiseitige Sache: er duzt ja auch nicht, bietet also seinem Gegenüber ebenfalls die professionelle Distanz des öffentlichen Diskurses an. 

Am meisten geht mir universelle Duzerei übrigens dort auf die Nerven, wo man mir was verkaufen will, im Apple-Store zum Beispiel. Dort wird allerdings respektiert, wenn ein Kunde gesiezt werden möchte.