Mittwoch, 30. Januar 2013

German Civics for Beginners



Did you ever wonder what German parties stood for? We just had a regional election, and results were publicized in strange code, “bürgerlich”, “Schwarz-Gelb”, “Rot-Grün”, and what nobody likes, “Rot-Rot-Grün”.

Let’s start with “bürgerlich” or “das bürgerliche Lager”. If you want to define a word, it helps to put it up against its opposite. Under #dailydeutsch someone tweeted the other day that in German the words for citizen and for middle-class person were the same: “Bürger”. The corresponding adjective is “bürgerlich”. To make matters even more complicated, the conservative (CDU/CSU) and liberal (FDP) parties continue to be referred to as “das bürgerliche Lager”. 

What does that mean, and how do you define the opposing parties? Strangely, there is no such thing as an opposing term to “das bürgerliche Lager” in German politics. Instead, commentators talk about colors: “Schwarz-Gelb”, synonymous for “bürgerlich” vs. “Rot-Grün”, which has no word for what it signifies.

In the corporatist society of the earlier phases of the German nation, in the late Seventeens and early Eighteenhundreds, the words “Bürger” or “bürgerlich” meant the Third Estate, i.e. anyone who did not belong to the feudal nobility or the clergy. These people usually lived in towns. The word “Bürger” is derived from the same root as the English “burgher”, i.e. someone dwelling within the walls of something fortified, as towns and cities usually were in the Middle Ages. 

Then came industrialization and with it a new estate, the working class. So “Bürgerlich” became distinguished from Working Class, or as the Marxists have it, “Proletarian”. The leftists of the Nineteen-Sixties and Seventies declared anything they didn’t like as endemic to the “bürgerliche Gesellschaft” (middle class society) and once something was defined that way, you just had to wait for world revolution (Weltrevolution) for it to go away. This was one of the defining factors of feminism in Germany –  women in the leftist environment noticed that there were things like commitments to children and the like that wouldn’t go away under any regime and that men used their political zeal to avoid personal responsibilities. 

But I digress. What bothers me is that we do not use appropriate words in our political discourse. How do you describe a political spectrum other than with the names of parties?  Nowadays we are all “bürgerlich”, because our society is no longer divided into classes, let alone into estates, and most people would agree that Marxism is no real help for describing the social world around us. So we all are “Bürger”, in the sense that we are equal citizens of a democratic polity. 

What sense does it make therefore to describe one half of the political spectrum as “bürgerlich?”

That is why we stick to the names of our parties, or to their colors: Black for the parties with a C at the beginning of their names (that’s because these parties’ predecessor represented the catholic regions of pre-1933 Germany), Yellow for the FDP, the Liberal Democrats, Red for the Social Democrats as well as for The Left, Green for the Greens, and Orange for the Pirates.

I would like to plead for stopping to use the term "bürgerlich" as an adjective pertaining to the parties that presenty are in charge of our federal government.

Mal allgemein über Lehnwörter, aber speziell natürlich immer wieder über Anglizismen



Wie kommen die Lehnwörter in die Sprache?

Im Falle unserer heutigen Anglizismen liegt der Fall einfach – ein neues Produkt aus den USA kommt auf den Markt, findet allgemeine Akzeptanz und wird dann vollkommen selbstverständlich bei seinem Original-Namen genannt – kein Mensch käme auf die Idee, Gesichtsbuch zu sagen.
Auch für andere Dinge, für die wir Bezeichnungen brauchen, liegt der Fall ähnlich: Wir sind global vernetzt, in den USA kommt irgendein Schlagwort auf, und die Meisten auf dieser Seite des Atlantiks sind zu faul, ein Äquivalent zu prägen, oder das geht einfach nicht in der eigenen Sprache – Beispiel Shitstorm. 

Das geht im Deutschen einfach nicht, denn in unserer Sprache ist der Gebrauch von "Scheiß-" als Präfix eindeutig definiert: Damit wird Missfallen an der mit diesem Präfix verbundenen Sache ausgedrückt. Ein Scheiß-Sturm im Deutschen wäre ein real statt gehabtes Wetterereignis, das einem das Dach abgedeckt hat, oder in dem man beim Segeln gekentert ist. Für massenhafte Missfallensbekundungen in den als "Social Media" bezeichneten Internetkanälen bleibt also nur das Original Shitstorm.

Auch diese Social Media sind so ein Fall. Soziale Medien? Das Adjektiv sozial hat im Deutschen einen starken karitativen Beigeschmack, und das trifft die Bedeutung der Social Media nicht. Im Englischen ist "social" das Adjektiv zu "Society", also Gesellschaft, es heißt aber auch einfach gesellig, analog zum Verb "to socialize", Umgang pflegen, beisammen sein. Hier bieten unsere Vokabeln einfach keine treffende Übersetzungsmöglichkeit. 

Aber wir nutzen ja keineswegs nur Anglizismen. Beginnend im späten 17. Jahrhundert war die Sprache der gehobenen Stände in Deutschland durchsetzt von Gallizismen, Lehnwörtern aus dem Französischen. Jedes Territorial-Fürstchen dünkte sich ein Sonnenkönig (die diesbezüglichen Baudenkmäler sind heute eine gute Einnahmequelle für den Tourismus) und so sprach man eben Französisch. Oder was man dafür hielt. 

Es gibt ein inzwischen legendär gewordenes Beispiel für einen vollkommen abgedrehten Gebrauch englischer Wörter, die Selbstdarstellung von Jil Sander, für die sie den Titel "Sprachpanscher des Jahres 1997" erhalten hat. So ähnlich stelle ich mir den französischen Sprachgebrauch an den Höfen von Kleinkleckersdorf im Zeitalter des Absolutismus vor:

"Ich habe vielleicht etwas Weltverbesserndes. Mein Leben ist eine giving-story. Ich habe verstanden, dass man contemporary sein muss, das future-Denken haben muss. Meine Idee war, die hand-tailored-Geschichte mit neuen Technologien zu verbinden. Und für den Erfolg war mein coordinated concept entscheidend, die Idee, dass man viele Teile einer collection miteinander combinen kann. Aber die audience hat das alles von Anfang an auch supported. Der problembewusste Mensch von heute kann diese Sachen, diese refined Qualitäten mit spirit eben auch appreciaten. Allerdings geht unser voice auch auf bestimmte Zielgruppen. Wer Ladyisches will, searcht nicht bei Jil Sander. Man muß Sinn haben für das effortless, das magic meines Stils."

Das niedrige Volk, das Zugang zum Hof suchte, entschuldigte sich vielmals dafür, die Hohen Herrschaften zu inkommodieren.  

Ein Kuriosum im Deutschen ist, dass wir viele französische Lehnwörter, die aus den Jahrhunderten vor dem Zwanzigsten stammen, inzwischen anglisiert haben: Der Bankier wurde zum Banker, das Appartement wurde zum Apartment, und wo ein Unternehmen als Hinz, Kunz & Cie. firmierte – Cie. stand für Compagnie – heißt es heute Hinz, Kunz & Co für Company.

Freitag, 18. Januar 2013

Re-Posted : Bescheuerte Anglizismen

Die folgenden Posts habe ich aus Versehen gelöscht, weil meine Intuition irgendwie schlecht auf jedeweden HTML-Editor reagiert.  Don't ask.
Hier kommen sie wieder:
Eins meiner Lieblingsthemen sind Anglizismen, und da vor allem die bescheuerte Variante. Dazu dieser Text.



Ich hege ganz bestimmt keine Überfremdungsbefürchtungen, und ich benutze täglich Anglizismen wie jeder andere auch.  Ich würde gerne noch mehr Sprachen beherrschen, um mich ihrer Ausdrücke bedienen zu können, wenn die deutsche Sprache für irgend Etwas ganz Spezifisches keinen Ausdruck hat.  Ich liebe aber auch die deutsche Sprache und ihren Reichtum an Ausdrucksmöglichkeiten, von denen es etliche in anderen Sprachen nicht gibt, wie z.B. Zeitgeist, Weltschmerz und dergleichen. 
Was ich BESCHEUERT finde, ist die Verwendung englischer Begriffe, wo es geeignete deutsche Begriffe gibt.  Der Auslöser für diesen Blogbeitrag war ein Artikel auf FAZ.net mit der Überschrift "Wachstum braucht Geld, Energie und Imagination".  Hier geht es um zwei Aspekte:  

1.       Es gibt ein deutsches Wort für das, was hier gemeint ist.  Es heißt Phantasie.
2.       Dieses Wort ist genauso wie das englische Wort imagination das, was die Sprachwissenschaftler einen falschen Freund nennen.  Ein falscher Freund ist ein Wort, das aus einer der Europäischen Ursprachen Griechisch oder Latein abgeleitet ist, aber in den verschiedenen modernen Sprachen unseres Kontinents unterschiedliche Bedeutungen herausgebildet hat.  Es gibt da umfangreiche Lexika, denn niemand kann diese falschen Freunde zählen.

Falsche Freunde schleichen sich häufig in Texte ein, wenn man z.B. zu einem Thema etwas in englischer Sprache gelesen hat, und dann auf Deutsch schreibt, womöglich auch noch etwas aus dem englischen Text paraphrasiert.  

Um bei diesem Bespiel des FAZ.net-Textes zu bleiben – hier ist ein falscher Freund mit einem anderen übersetzt worden.  Im Englischen bedeutet fantasy ein Hirngespinst, etwas Erfundenes, eine Träumerei.  Phantasie in des Wortes deutscher Bedeutung, also Vorstellungskraft, heißt auf Englisch imagination  

Imagination wird im Deutschen kaum gebraucht.  Für mich ist es ein Bespiel für die Faulheit eines Autors, wie man sie an jedem beliebigen Tag bei der Lektüre deutscher Medien, vor allem im Bereich Wirtschaft, zu Dutzenden finden kann.  

Die Wirtschaft ist aber keineswegs allein mit dieser Faulheit.  Einer der am stärksten globalisierten Bereiche unseres kulturellen Lebens ist die klassische Musik.  Die Interpreten kommen aus aller Herren Länder, und der Vertrieb von aufgezeichneter Musik läuft immer noch zu einem großen Teil über Tonträger, meist CDs.  Damit nun diese Tonträger möglichst weltweit vertrieben werden können, wird das Begleitmaterial dazu nur noch in englischer Sprache produziert.  Und so kommt es dann, dass man in den deutschsprachigen Kultursendern nichts mehr von Geigern hört, sondern nur noch von Violinisten. Die Faulheit liegt hier bei den Moderatoren, die die englischen Texte vor sich haben und nur das Notwendigste eindeutschen.  

Im Bereich Gesang hat uns diese Faulheit eine neue Singstimme beschert – den Counter-Tenor.  Diese Singstimme wird hauptsächlich in England gepflegt, und da lag das wohl nahe.  Wirklich?  Wir befinden uns im Lande von Bach und Beethoven, da müsste doch wohl noch zu verlangen sein, dass unsere Kultur vermittelnde Klasse es schafft, aus einem Counter-Tenor einen Contratenor zu machen.  Das englische Wort ärgert mich auch deshalb so, weil da dann in einem Wort so eine Misch-Aussprache stattfindet; kaum jemand sagt Counter Tenor (tenner), sondern eben Counter-Tenohr mit langem oh.  

Bei diesen Beispielen stehe ich wohl auf verlorenem Posten.  Bei einem andern hoffe ich, dass noch nicht Alles verloren ist – beim Rezital.  Geht‘s eigentlich noch?  Diese Eindeutschung ist so überflüssig wie ein Kropf.  Es gibt ja immer noch Viele, die gar nicht wissen was das ist, daher meine Hoffnung.  Für die sei jedenfalls gesagt, dass es sich dabei um ein Solokonzert handelt.  Im Deutschen kann man auch Klavier- Geigen-, Lieder- oder sonstiger Abend sagen – alles, bloß nicht Rezital!



Und noch ein bescheuerter Anglizismus – 

neulich war ich in einem Supermarkt für Elektrogeräte aller Art. Ich wollte mir einen Kopfhörer kaufen. Ich fragte nach Kopfhörer und wurde in die HiFi Abteilung geschickt. Ich brauchte aber keinen Kopfhörer für meine Musikwiedergabetechnik, sondern für meinen PC. Da hätte ich nach einem HEADSET fragen müssen.
Es gibt also im Deutschen zwei Wörter für ein und dasselbe Gerät, je nachdem, ob man es an eine Stereo-Anlage oder an einen PC anschließen will. Das eine ist ein deutsches Wort, das andere ein bescheuerter Anglizismus, denn wir haben ja einen deutschen Begriff.
Als die HiFi-Technik nach Deutschland kam, haben wir uns noch die Mühe gemacht, deutsche Wörter für neue Technologien zu entwickeln. Zusammen mit Fernsehen ist Kopfhörer einer der letzten Begriffe dieser Art, die wirklich im Sprachgebrauch gelandet sind.
Dass diese Begriffe geprägt wurden (und heute nicht mehr), liegt aber keineswegs nur daran, dass wir in jenen Zeiten noch nicht so vernetzt mit dem Rest der Welt waren und überhaupt ganz furchtbar provinziell, oder was der möglichen Erklärungen sonst noch wären.
Nein, in jenen Zeiten waren auch noch deutsche Techniker an der Entwicklung von Neuheiten für den Verbrauchermarkt beteiligt. Die Kunstkopf-Technik für Tonaufzeichnungen aus dem Konzertsaal ist ein gutes Beispiel. Das deutsche Wort Kunstkopf wird noch heute von jedem HiFi-Begeisterten und –Techniker der Welt verstanden, genauso, wie man in einem amerikanischen Krankenhaus bis zum heutigen Tag ein EKG gemacht bekommt – mit K in der Mitte, denn dieses Verfahren wurde in Deutschland entwickelt und es steht für ElektroKardiogramm. Die kardiologische Abteilung im selben Krankenhaus heißt natürlich Cardiology mit C.
Die Entwicklung von Neuheiten für den Verbrauchermarkt liegt heute fest in amerikanischer Hand, und wir übernehmen mit den Geräten, Verfahren und Portalen auch die Begriffe dazu.
Trotzdem fände ich es schön, wenn es eine Möglichkeit gäbe, die verschiedenen deutschen Konjugationsformen von "downloaden" zu eliminieren. Herunterladen geht wirklich auch, und es lässt sich besser konjugieren.




Income Splitting (in married peoples’ tax returns)




One of my favorite topics is Anglicisms in the German language. The one I want to write about today is a political issue. It was introduced into the German Tax Code in 1934 by you-know-which-government with the declared intent to discourage married women from working. After a phase of re-writing and re-re-writing it was made part of the West German tax system again by the Adenauer government in 1958. My guess is that this was also the time when the Anglicism was introduced. 

The term came up in the debate this week, because a general tax bill was prevented from becoming law because it contained a section that would have granted income splitting privileges to spouses of the same sex. 

Despite of the fact that equal rights for this group of taxpayers is part of the coalition contract between the Christian Democrats and the Free Democrats, the conservative Christian Democrats just could not bring themselves to vote for language that would put gay couples on a par with what they would call “normal” couples. 

On the other hand, if a gay person files for welfare benefits, and they live in a partnership, they will have to prove that their partner cannot support them. 

The rest of the tax bill in question will be passed into law alright, but it will take a lot of committee work, as these things do. Meanwhile German gays will have to wait for another while until they are granted the same rights as everybody else. 

Of course there is also talk of abandoning the principle of income splitting altogether, and instead give more privileges to, say, single parents. Be that as it may, this is an election year, and we are not likely to hear about anyone even thinking about changing entrenched entitlements such as income splitting.

Oh, and one linguistic aspect: in the English language, what is being split is the income. In German, it is the spouses: Ehegatten-Splitting.